Wenn Stephan eine Reise tut, dann meistens weit und lang! :) Und da er ja auf keinen Fall den Kontakt zu seinen lieben Freunden verlieren möchte, wird er seine Erfahrungen in diesem Blog mit den Daheimgebliebenen teilen...

10.26.2004

Lang, lang ist es her ...

Schönen Guten Morgen,

Lange ist es her, seitdem ich mich hier online zum letzten Mal verewigt habe. Ich muss echt wieder mehr schreiben. Wobei ich gestehen muss, das in letzter Zeit nicht mehr wirklich viel geschehen ist. Viel Arbeit, lange Tage und wenig Schlaf haben mir in letzter Zeit doch recht zugesetzt.

Na wo soll ich anfangen. Ich bin immer noch in Manila, habe heute mein endgültiges EndDatum erfahren und werde also Ende November hier abdampfen und die Reise Richtung Deutschland antreten. Ich halte diese Aussage noch mal zurück, da es noch immer nicht entschieden ist, ob wir nicht doch noch nach Tokyo gehen. Schaun mer mal.

Donnerstag ist es endlich so weit und ich kann meine "kurze" Heimreise antreten. Das heißt also, ich bin Freitag morgen wieder in Deutschland und kann zumindest für 8 Tage die Heimat unsicher machen! *freu*

Was gibt es sonst so neues?! Gute Frage. Viele von euch haben wahrscheinlich schon die Bilder vom Mt. Pinatubo gesehen. Das war eines unserer Ausflugsziele hier in Manila. Der Vulkan selber ist 1991 zum letzten mal ausgebrochen und hat es doch geschafft die Asche in der ganzen Welt zu verteilen. Ziemlich beeindruckend.
Also Wochenende steht vor der Tür; die Planung für den Trip am kommenden Samstag laufen und wir ziehen natürlich wie immer am Freitag Abend um die Häuser. Eine Club nach dem anderen, Alkohol, Tanzen und viiiiiel Spass. Irgendwie habe ich dann doch vergessen, das ich am nächsten Morgen um 5 Uhr raus musste, da es immerhin 3h Autofahrt bis zum Vulkan sind. Also musste ich mich doch mit 1.5 h Schlaf zufrieden geben.
Schlaftrunken wie ich am morgen war, natürlich genau einen Apfel und nen halben Liter zum trinken eingepackt. (Nur mal so zum Vergleich: Nach nem normalen Brand, leere ich ungefähr 2 liter in der gleichen Nacht!!)
Also ging die Reise los. Die Busfahrt habe ich total verpennt und da waren wir. Man konnte den Vulkan schon von weitem sehen. Raus aus unserem Bus, ab in den Jeep, der uns dort hin bringen sollte. Es hatte an diesem Tag schätzungsweiße ca. 35°C und ich hatte natürlich auch keine Sonnencreme dabei, was unmittelbar dazu führte das meine Haut wieder diesen nervigen Rot-Ton an nimmt. Also an dem Gerücht, das Deutsche "Rot-Weiß" (Nein ich rede nicht von Ketchup mit Mayo!!) sind, ist echt was dran. Entweder weiße, mit Haaren überwucherte Haut oder nen Rot-ton, der alle 2 Wochen wieder kommt.
Langer Rede kurzer Sinn: Der Sonnenbrand war da. Es ging weiter und nach 1.5 h und zahlreichen wirren Gedankengängen, kam mir dann doch so langsam das Grübeln, ob der Jeep es denn bis zur Spitze des Berges schaffen würde. Optimist wie ich bin wollte ich natürlich meinen Platz an der Sonne nicht hergeben und musste mich dann schon wundern, als wir mitten in der "Pampa" anhielten und der Führer uns Erwartungsvoll anstarrte.
Ihr könnt euch denken, was nun kommt?! Genau. Fußmarsch. Oder nein ... die besseren Worte wäre Qual bzw Tortur. 2,5 h Wandern. Bergauf. Die ganze Zeit neben einem kleinen Fluß, welcher das Kraterwasser in die angrenzenden Gebiete befördert. Neben meinen Turnschuhen, meinem Rucksack und nem total durchgeschwitztem T-Shirt, war meine Wanderausrüstung dann doch eher spärlich ausgestattet. Also auf und ab, durch den Fluß, mal steil - mal unendliche Geraden.
Ich glaube das Wasser hat mir doch tatsächlich die ersten 15 Minuten gereicht. Ja aber was macht man dann die restliche Zeit. Kein Frühstück, die Muskeln immer noch vom Alkohol geschwächt, nen Brand der von 3 separaten Feuerwehreinheiten gelöscht werden müsste, nen brummenden Schädel und zu guter letzt ne Richtig fette Blase an der rechten Verse. Dann sind doch echt mal perfekte Bedingungen, um solch einen Trip zu starten. Alles meckern hat keinen Sinn und so zogen wir los.
Wälder, Bäume, viiiiele Steine und doch eine wirklich hinreisende und stille Gegend. Endlich dann das Ende in Sicht. Wir haben es geschafft. Der Krater des Mt Pinatubo. Was für ein Anblick. Eine Szene aus "Lord of the Rings" ? ... Die grünen Berge die den Krater umgeben, das hellblaue Wasser, die Wolken welche sich im Wasser spiegeln und diese wirklich angst einflößende Stille. Man war einsam an einem Ort, der so einsam und verlassen ist, das man zumindest für kurze Zeit wirklich alle Probleme, Sorgen etc vergessen kann.
Ausgehungert wie ich war, machte ich mich natürlich sofort über meinen Apfel her und konnte noch eine Orange meines Kollegen ergattern. Ihr werdet es nicht glauben, aber ich glaube das war echt die beste Orange meines Lebens. Eine Runde im See zu schwimmen diente dann als willkommene Erfrischung und nach ca 1.5 h machten wir uns dann wieder auf den Heimweg.

Also zogen wir los und schlichen den Berg wieder herunter. Ein bißchen misstrauisch wurde ich dann schon, als ich die ersten schwarzen Wolken über mir erspähte. Nun ratet mal, wie lange es dauerte, bis es aus vollen Eimern schüttete? Genau: 5 min!! Das heißt wir konnten den Krater noch sehen, aber bis zum Jeep waren es dann halt doch immer noch 2 h die wir zurücklegen mussten. Sucht mal nen Regenschirm oder irgend nen Platz zum unterstellen auf nem Berg. Ha ha!! Nach ungefähr 30 Minuten und 25 litern, die meinen Körper heruntergetropft waren, spürte man zumindest das Wasser gar nicht mehr und die Laune war auf dem allertiefsten Tiefpunkt angelangt! Der kleine Fluß, dem wir folgten war mittlerweile ziemlich schnell sehr weit angestiegen. Welch ein Glück das wir diesen nur exakt 12 Mal durchqueren mussten. Das macht Spass! Nach ungefähr einer Stunde und 30 Minuten hörte es dann doch glatt wieder auf. Na toll ... Ich war gesprungen wie ein Ochse, hatte das Wasser bis zum Bauch stehen und ne Laune, das mich niemand ansprechen wollte. 5 Minuten später war ich am Jeep.

Erstaunlicherweiße hatte ich am Morgen sogar daran gedacht, das ich mir andere Kleidung mitnehmen sollte. Das ist zumindest schon mal ein Ansatz.
Wisst ihr eigentlich das ein Gehirn im Schnitt 1.3 kg wiegt und eigentlich ein bißchen Intelligenz beeinhalten sollte. Ich glaube an diesem Tag hatte ich mein Hirn echt abgeschalten. Ich war tot-müde, durstig & hungrig, vollig durchnäßt und zu guter letzt befand sich die "trockene" Kleidung auch noch in meinem Rucksack, welcher natürlich vor Wasser nur so triefte! Meine Handy hatte kleine Fische im Display, die Digitalkamera gab komische Laute von sich und ich war dem Herzinfarkt nahe!!

Was für ein Tag. Ich glaube ich muss nicht erwähnen, das ich Abends nur noch ins Bett gefallen bin. Ich glaube ich war schon lange nicht mehr soooo froh ein heißes Bad mit anschliessendem Matratzenlauschdienst auf mich zu nehmen!!